Einer der vielen Vorteile von Investments in kleinere Unternehmen ist, dass man zahlreiche interessante Firmen kennenlernt, die den meisten Menschen völlig unbekannt sind.
Wir haben stets eine Vielzahl fantastischer Anlageideen, die wir gemeinsam mit unseren regionalen Smaller Companies Teams ausarbeiten. Einige davon haben wir im letzten Quartal durch Investments realisiert. JTOWER ist ein Anbieter von Mobilfunkinfrastruktur in Japan, die die verschiedenen Mobilfunknetzbetreiber des Landes gemeinsam nutzen. Nachdem wir das Unternehmen einige Monate lang analysiert hatten, waren wir überzeugt, dass es unser Kriterium eines langfristigen hochwertigen Wachstums erfüllt. Bei unseren Analysen erfuhren wir interessante Einzelheiten, etwa dass es in Japan keine etablierten Anbieter von Mobilfunkmasten gibt. Solche Unternehmen passen in der Regel gut zu unserem Rahmenkonzept für nachhaltige Wettbewerbsvorteile, da sie von relativ hohen Markteintrittsbarrieren, rasanten technologischen Fortschritten und integrierten Kundenbeziehungen profitieren. Daher halten wir Positionen in Cellnex und INWIT in Europa. Doch in Japan haben die Betreiber von Mobilfunknetzen traditionell eigene Funkmasten errichtet, um sich durch ihre Netzabdeckung von ihren Wettbewerbern abzuheben. Das ist kein besonders umsichtiger Kapitaleinsatz und führt vielfach dazu, dass mehrere identische Netze entstehen. Im Zuge der Einführung des 5G-Standards, der im Vergleich zu 4G eine höhere Dichte von Funkmasten erfordert, suchte die japanische Regierung daher nach einem Funkmastanbieter, um die Effizienz zu verbessern. Ursprünglich konzentrierte sich JTOWER mit seinem Geschäftsmodell auf die Bereitstellung von gemeinsam genutzter Mobilfunkinfrastruktur in großen Gebäuden wie Bahnhöfen. Doch angesichts der Entwicklungen in der Branche plant das Unternehmen den Ausbau seines Netzes aus Funkmasten, unterstützt durch den Telekommunikationskonzern NTT, der eine Beteiligung an dem Unternehmen erworben hat. Mit diesem Projekt steht JTOWER noch am Anfang, doch die Chance, das führende Funkmastennetz Japans aufzubauen und damit im Laufe der Zeit hohe Kapitalrenditen zu erzielen, ist äußerst verlockend – und passt genau zu unserer Anlagephilosophie.
Ein weiteres Unternehmen ist Simpson Manufacturing, ein Hersteller von Verbindungselementen für die Struktur von Holzhäusern, die in den USA verwendet werden. Wir eröffneten diese Position Anfang 2021 und halten Simpson für ein Juwel, das vom Markt noch nicht entdeckt wurde: Das Unternehmen hat in seiner Marktnische eine dominante Stellung mit einem Marktanteil von mehr als 70%¹, wird jedoch nur von sehr wenigen Analysten beobachtet. Seine Produkte sind für die Standsicherheit eines Hauses von entscheidender Bedeutung und benötigen oft eine Zulassung durch die Baubehörden – eine hohe Markteintrittsbarriere. Ein weiterer wichtiger Punkt sind die Kosten für diese Verbindungselemente: Sie liegen bei rund USD 1.000, während sich die durchschnittlichen Gesamtkosten für den Bau eines Hauses auf etwa USD 450.000 belaufen. Für einen Bauunternehmer hat es keine große Priorität, zu Bauteilen zu wechseln, die vielleicht 25% billiger sind, wenn er dafür seine Baupläne ändern und sicherstellen muss, dass er die Vorschriften der Bauordnung nach wie vor erfüllt. Dies umso mehr, wenn es sich um relativ kostengünstige Teile handelt, die für die Standsicherheit des geplanten Gebäudes entscheidend sind. Durch eine Kombination aus starker Markentreue (das Unternehmen arbeitet eng mit Architekten und Ingenieuren zusammen, um sicherzustellen, dass seine Produkte in Bauplänen explizit genannt werden) und einen Fokus auf technische Details und Kundenservice ist es dem Unternehmen gelungen, in seiner Marktnische eine starke Wettbewerbsposition aufzubauen, die ihm erhebliche Preissetzungsmacht ermöglicht. Bei der Suche nach erstklassigen Unternehmen achte ich unter anderem auf ihre Fähigkeit, ihre Preise in einem inflationären Umfeld zu erhöhen und sie bei deflationären Tendenzen aufrechtzuerhalten – und genau dazu ist Simpson in der Lage.
In einem relativ konzentrierten Portfolio aus den besten Anlageideen ist es andererseits auch wichtig, Unternehmen zum richtigen Zeitpunkt zu verkaufen. Mitunter treffen wir diese Entscheidung aus Bewertungsgründen oder weil sich die Wettbewerbsposition eines Unternehmens verschlechtert. Möglich ist auch, dass ein Unternehmen nach stärkerem Wachstum unsere Obergrenze einer Marktkapitalisierung von USD 10 Mrd. überschritten und sein Kursziel erreicht hat. Ein Beispiel für den letztgenannten Punkt ist Nordson. Wir waren in diesem Unternehmen seit 2018 investiert. Nordson ist ein Hersteller von Klebstoff-Dosiersystemen und wurde, ähnlich wie Simpson, nur von wenigen Analysten beobachtet, hielt in seiner Marktnische jedoch eine dominante Position und verfügte über erhebliche Preismacht. Das Unternehmen überschritt mit seiner Marktkapitalisierung im letzten Jahr die Schwelle von USD 10 Mrd. und erreichte im ersten Quartal unser Kursziel. Zu diesem Zeitpunkt entschieden wir, den Titel zu verkaufen.
Auch das erste Quartal war von zahlreichen Unternehmenskontakten geprägt. Die Arbeit im Homeoffice hatte zur Folge, dass viel mehr Unternehmen Gespräche anboten, da sie dazu nicht reisen mussten. Ich nahm an rund 50 solcher Meetings mit Unternehmen teil, die aus den unterschiedlichsten Regionen und Sektoren stammten – von einem finnischen Einzelhändler für Tiernahrung bis hin zu Anbietern edler Weinmarken. Ein besonders aufschlussreiches Gespräch führte ich mit dem neuen CEO von Ritchie Brothers Auctioneers, dem weltweit größten Auktionshaus für gebrauchte Industrieausrüstungen. Eine Art Sotheby’s oder Christie’s – aber für Bagger statt Gemälde von Picasso. Interessant war dabei zu erfahren, wie das Unternehmen seine Daten besser nutzt. Durch den jahrelangen Verkauf von gebrauchten Industrieausrüstungen hat es sich eine einzigartige Datenbank aufgebaut und sucht jetzt nach Wegen, mit diesen Daten Geld zu verdienen.
Im zweiten Quartal geht für uns alles den gewohnten Gang. Die Marktentwicklung verlief zuletzt turbulent, da der Optimismus hinsichtlich der Wiederbelebung der Wirtschaft und die Inflationserwartungen zu Stil- und Sektorallokationen führten. Wir konzentrieren uns jedoch nach wie vor auf die langfristige Entwicklung und halten Positionen in den 70-90 Unternehmen mit den stärksten und nachhaltigsten Wettbewerbsvorteilen, die wir am Markt ermitteln können.
Die Nennung bestimmter Aktien oder Anleihen stellt keine Handelsempfehlung dar.