
Die vorherrschenden Themen, die sich auf die Märkte rund um den Globus auswirken, lassen sich nicht ignorieren, der robuste und gut gestützte europäische Markt ist allerdings gut aufgestellt, um auch in diesen schwierigen Zeiten zu florieren.
Europäische High-Yield-Anleihen (EHY) warten weiterhin mit attraktiven erhöhten Renditen (über 6%) bei hohen Breakevens und vergleichsweise geringer Duration (weniger als drei Jahre) auf. Das bedeutet, dass die Erträge bei einem starken Anstieg der Staatsanleihenrenditen stabiler ausfallen dürften als bei anderen festverzinslichen Anlageklassen.
Auch wenn sich die Kreditspreads in ihrer langfristigen Durchschnittsspanne bewegen, sorgen die technischen Daten für Unterstützung am Markt – und dürften dies auch weiterhin tun. Die Anleger sind nach wie vor auf Renditesuche, was solide Zuflüsse in die Anlageklasse zur Folge hat (rund 2,1 Mrd. Euro seit Jahresbeginn). Die jüngste deutliche Zunahme der Aktivität am Primärmarkt (47 Mrd. Euro seit Jahresbeginn) wirkt ebenfalls positiv, da sich dadurch Anlagegelegenheiten bei neuen Emittenten ergeben. Etwaige einsetzende Verkaufswellen am Markt kamen aufgrund der starken Nachfrage rasch zum Erliegen, wie es beispielsweise Ende April nach den Zollankündigungen seitens Präsident Trump der Fall war.
Insgesamt verfügen die Unternehmen über solide Bilanzen und ihre Verschuldung ist in den letzten Jahren gesunken. Dies hat auch zu einer Verengung der Kreditspreads beigetragen. Die gesunkenen Geldmarktzinsen und die Tatsache, dass mit mindestens einer weiteren Zinssenkung der Europäischen Zentralbank gerechnet wird, dürften Unternehmensanleihen weiter zugutekommen, da die Anleger nach Anlagemöglichkeiten für ihre Barmittel Ausschau halten.
Treibende Kräfte
Die zunehmende Zinsdifferenz zwischen Europa und den USA schürt die Nachfrage nach EHY-Anleihen. Die Absicherung von auf den US-Dollar lautenden Vermögenswerten in Euro ist äußerst kostspielig geworden. Dadurch gewinnen auf Euro lautende Papiere an Attraktivität. Infolgedessen ist ein neuerliches Interesse seitens nicht-europäischer Anleger zu beobachten.
Unserer Ansicht nach hat der US-Dollar keinen großen Einfluss auf den EHY-Markt. Zugegeben, die von der aktuellen US-Regierung ausgelöste Unsicherheit sorgt zwar dafür, dass sich ausländische Anleger auf der Suche nach neuen Investitionen eher Europa zuwenden, und auf längere Sicht könnte sich der EUR/USD-Wechselkurs auf die Wettbewerbsfähigkeit auswirken, sollte sich der Euro zu stark entwickeln. Momentan ist dies jedoch nicht der Fall – im Vordergrund steht vielmehr der zunehmende Zinsunterschied.
Unter- und Übergewichtungen
Die von Trump angekündigten Zölle sowie das darauffolgende Hin und Her haben für ein hohes Maß an Unsicherheit gesorgt. Die Unternehmen tun sich schwer damit, die potenziellen Auswirkungen auf ihre Geschäftstätigkeit genau abzuschätzen. Daher hat sich der Markt in den letzten Monaten vor allem in globalen Sektoren wie Automobile und Chemikalien äußerst volatil entwickelt. Es besteht die Sorge, dass das Wachstum, der Umsatz und auch die Margen in Mitleidenschaft gezogen werden. Wir haben uns diese Volatilität teilweise zunutze gemacht, um das Engagement bei spezifischen Titeln aufzustocken – insbesondere solchen, die eine geringe Verschuldung aufweisen und gut gegen die potenziellen Auswirkungen gewappnet sein dürften. Andere Sektoren, die einen stärkeren Binnenbezug aufweisen und dieser Entwicklung weniger stark ausgesetzt sein dürften, wie etwa Freizeit, Versorger, Immobilien und Gesundheit, haben wir generell übergewichtet (Stand: Ende Mai).
Zu den Sektoren, bei denen wir vorsichtiger und untergewichtet positioniert sind, zählen Einzelhandel, Energie, Transport und Investitionsgüter. Die Unternehmen in diesen Sektoren weisen oftmals schwächere Bilanzen auf oder sind einem intensivem Wettbewerb ausgesetzt (z. B. im Lebensmitteleinzelhandel), was die Margen unter Druck setzt.
Wie geht es 2025 weiter?
Da die EZB die Zinsen noch weiter senken dürfte, die Inflation unter Kontrolle ist und die Spreads eng ausfallen, dürften die Erträge unseres Erachtens in etwa der Rendite entsprechen, die sich im Laufe der nächsten 12 Monate bei rund 4-5% bewegen dürfte. Das heißt, solange es nicht zu einer starken Verkaufswelle an den breiteren Märkten für Risikoanlagen kommt. Die Rendite 1- bis 3-jähriger Papiere liegt derzeit bei etwa 5% und damit wieder auf Niveaus, die zuletzt vor etwa fünf Jahren verzeichnet worden waren (Abbildung 1).
Abbildung 1: Rückläufige Bewegung
Europäischer High Yield Index, 1- bis 3-jährige Rendite (%)
Quelle: ICE BofA BB-CCC1-3 year Euro Developed Markets HY Constrained (H1EC), Stand: 31. Mai 2025
Von der Coronapandemie bis hin zur Krise der Lebenshaltungskosten hat der High-Yield-Markt mehr „Rising Stars“ (Unternehmen, die ihr Kreditrating verbessern, sodass sie in den Investment-Grade-Bereich hochgestuft werden) hervorgebracht als „Fallen Angels“ (Anleihen, die zuvor ein Investment-Grade-Rating aufwiesen und auf Junk-Status herabgestuft wurden). Seit 2023 hat sich dieser Trend aber umgekehrt, sodass der Markt nun von einer höheren Anzahl an Fallen Angels als an Rising Stars ausgeht. Bei näherer Betrachtung des Marktes und der Kreditratings, der Trends und der operativen Tätigkeit der Unternehmen zeigt sich, dass Anleihen im Umfang von 27 Mrd. Euro Gefahr laufen, zu Fallen Angels zu werden. So wurde beispielsweise Warner Brother Discovery1 erst kürzlich in den High-Yield-Bereich herabgestuft (einige der Anleihen des Unternehmens lauten auf Euro, der Großteil jedoch auf US-Dollar).
Es waren aber auch einige Rising Stars zu beobachten (deren Zahl unseres Erachtens zunehmen wird), etwa der italienische Anbieter digitaler Zahlungen Nexi, bei dem es sich um ein stabiles Unternehmen mit starken Cashflows handelt. Die Zahl der Rising Stars könnte deutlich steigen, sollte der Konjunkturausblick weiter stabil bleiben.
Fazit
Die Zölle stellen nach wie vor das vorherrschende Thema an den Märkten dar. Die Unsicherheit hat zweifelsohne zugenommen, und eine Reihe von Emittenten hat ihre Prognosen aufgrund der anhaltenden Unwägbarkeiten zurückgezogen. Dies gilt vor allem für den Automobilsektor.
Es sollte aber nicht außer Acht gelassen werden, dass es zumindest in Europa zwei wesentliche begünstigende Faktoren gibt: die niedrigeren Zinsen und das deutsche Ausgabenpaket für Verteidigung und Infrastruktur, die sich positiv und stabilisierend auf das Wachstum in Europa auswirken dürften (wenn auch nur moderat). Darüber hinaus warten zahlreiche Unternehmen mit soliden Bilanzen, guter Liquidität, einer niedrigeren Verschuldung und beachtlicher Geschäftsaktivität auf, sodass sie den Turbulenzen trotzen dürften – was sie in den letzten Jahren bereits mehrmals unter Beweis gestellt haben. Wir gehen davon aus, dass dies erneut der Fall sein wird.